Zum Formel 1 Grand Prix in Bahrein am 15. April 2007 kreisten drei Großraumflugzeuge des Hauptsponsors
Gulf Air 100 Meter über den Köpfen der Zuschauer, die es zur neuen Rennstrecke im Wüstenstaat gezogen hatte. Eine gleichwohl imposante wie bedrohliche Vorstellung.
Nicht nur bei dem neuen Vorstandsvorsitzenden der Airline André Dosé muss dieses Bild unmittelbar die Assoziation von kreisenden Geiern im Wüstenhimmel hervorgerufen haben: genauer gesagt von überdimensionalen Pleitegeiern!
Tiefrote Zahlen
Dosé, der schon Swiss und Crossair seine Arbeitgeber nennen durfte, war erst zwei Wochen vor dem Gulf Air Grand Prix in den Chefsessel gehoben worden. Zu diesem Zeitpunkt verlor die Airline schätzungsweise 1 Million US$; wohlgemerkt pro Tag! Der ehemalige Berufspilot wurde daher als Sanierer gerufen. Nun darf er seine Fähigkeit unter Beweis stellen, die renommierte Fluggesellschaft aus den Turbulenzen zu steuern.
Denn obwohl Gulf Air 2006 7,7 Millionen Passagiere beförderte, wurden zum wiederholten Mal Verluste geschrieben. Das Paket, das mit einem Budget von über 800 Millionen US$ angesetzt ist, beinhaltet die Neuanschaffung von Fluggerät, die Vereinheitlichung und Verschlankung der Flotte, sowie der Restrukturierung des Streckennetzes und des Personalsektors. So wurde ein Programm für freiwillige Frühverrentung für Bordpersonal ins Leben gerufen. Die finanzielle Lage zog aber auch in der Führungsspitze personelle Konsequenzen nach sich: Zwischen April und Juni 2007 wurden die Stellen des Chief Operating Officers, des Vice President, des Operation Managers und des Vice President Technical neu besetzt.
Viele Auszeichnungen - Sündhaft guter Service
Neben den Auszeichnungen für das beste Catering in Business und First Class durch SkyTrax, die Gulf Air 2007 schon zum vierten mal in Folge für sich verbuchen darf, wartet die Fluggesellschaft mit ausgefallenen Services wie Limousinen-Transfer, Sky Chef und Sky Nanny auf. Nicht verwunderlich, dass diese personalintensiven Zusatzleistungen in der Jahresbilanz zuschlagen.
Kratzer im Gold-Lack
Gleichzeitig sind Kratzer am Sicherheits-Image der Gulf Air entstanden. Aufgrund eines Pilotenfehlers war es am 23.8.2000 zu einem Totalverlust einer Maschine mit 143 Todesopfern gekommen. Gerüchten zufolge, mussten Anfang 2007 einige Flugzeuge aufgrund von Sicherheitsmängeln stillgelegt werden.
Die roten Zahlen scheinen zu bestätigen, dass immer mehr Fluggäste dem bröckelnden Vertrauen in die Sicherheit der Airline einen höheren Stellenwert einräumen, als dem überragenden Bordservice.
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