Langer Prozess – keine Ergebnisse
Insgesamt gab es elf Bieter, die am Verkaufsprozess der maroden Airline teilnahmen. Nach zweimaliger Verlängerung der Bieterfrist und einigen Wochen zäher Verhandlungen später ist diese Zahl auf null gesunken. Als Grund wird neben der wirtschaftlichen Situation der Fluggesellschaft auch die Intransparenz im Verkaufsprozess genannt. So bemängelten sowohl
Aeroflot als auch
Air One, dass ihnen nur ungenügend Einsicht in die Bücher der Gesellschaft gewährt worden sei.
Teures Projekt
Ursprünglich wurde von der italienischen Regierung ein Verkaufspreis von 1 Milliarde Euro anvisiert. Die neuesten Entwicklungen geben aber eher Anlass dazu, davon auszugehen, dass Alitalia – wenn überhaupt - am Ende für einen symbolischen Euro den Besitzer wechseln wird. Besonders teuer wird der Kauf nämlich durch die Rahmenbedingungen: Die durch Streiks und Management-Fehlentscheidungen stark geschwächte Airline müsste grundlegend modernisiert werden. Experten beziffern den Aufwand dafür mit mindestens 3 Milliarden Euro. Hinzu kommt der aktuelle Verlust der Airline von ca. 2 Millionen Euro pro Tag. Insgesamt muss der Bieter also sehr überzeugt sein von der Zukunft des Projekts Alitalia – denn billig wird es auf jeden Fall nicht.
Alitalia und seine Werte
Operativ schreibt die Gesellschaft seit fast zehn Jahren rote Zahlen. Netto verbuchte Alitalia in der Zeit nur einmal, 2002, einen Gewinn. Grund war eine Einmahlzahlung der niederländischen Fluggesellschaft
KLM wegen der Beendigung einer Allianz. Im vergangenen Jahr betrug der Netto-Verlust mehr als 600 Mio. Euro. Was ist es also, das es rechtfertigt für eine Airline, die nur durch regelmäßige Finanzspritzen der Regierung über Wasser gehalten wird, so viel Geld in die Hand zu nehmen? Die Werte von
Alitalia liegen sicherlich zum Teil in den Start- und Landerechten an 25 italienischen Flughäfen, 45 europäischen Airports und 32 Flughäfen außerhalb Europas. Zum anderen auch in einer Marktkapitalisierung von einer Milliarde Euro und einer Flotte von knapp 200 Maschinen.
Angesichts der zahlreichen wirtschaftlichen Risiken, einer starken Gewerkschaft, die Stellenabbau ablehnt und für Streiks mehr als berüchtigt ist, einer allzu offen diskutierten finanziellen Schieflage und ihrer scheinbaren Aussichtslosigkeit, sowie stetig sinkender Marktanteile im Heimatmarkt Italien durchaus ein großes Risiko, das scheinbar momentan keiner bereit ist zu tragen.
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