21.08.2007
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Russlands Big Five auf Expansionskurs |
Noch heute gilt der Luftverkehr in Russland und anderen GUS Staaten als besonders unsicher. Fast unbemerkt haben sich jedoch die fünf größten russischen Fluggesellschaften zu Global Playern mit großen Übernahmeambitionen im europäischen Raum entwickelt. Inzwischen wurde zum Beispiel die Mehrheit der Aktien des deutschen Billigfliegers Blue Wings von einem russischen Konsortium übernommen.
Die russische Luftfahrtindustrie ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion pro Jahr gemessen an Passagierzahlen um 9% gewachsen. Anfangs wurden in erster Linie Flugzeuge aus Sowjet-Zeiten eingesetzt. Inzwischen werden trotz hoher Strafzölle meistens Flugzeuge ausländischer Hersteller, vor allem Boeing und Airbus gekauft.
Die fünf größten russischen Airlines sind:
Aeroflot
S7 Airlines
Transaero
Rossya Airlines
UTair
Oligarch im Höhenflug
Aber auch große europäisch Airlines und weltweite Allianzen sind am russischen Markt interessiert. So unterschrieben Star Alliance und AirUnion kürzlich eine strategische Allianz. AirUnion, eine junge russische Airline Allianz, kontrolliert ungefähr 10% des russischen Marktes. Im Frühjahr 2008 wird
Lufthansa als größtes Mitglied der Star Alliance ihrem bisherigen Hub Moskau-Sheremetyevo den Rücken kehren und zum Nachbarflughafen Domodedovo umziehen, wo AirUnion seine Zentrale hat. Vorstandsvorsitzender der Fluggesellschaft KrasAir und Großaktionär der AirUnion Boris Abramovitch begrüßt die Entscheidung. Er erwartet aus der Partnerschaft große Synergien. Der findige Geschäftsmann hat sich inzwischen sogar bei der ungarischen
Malev eingekauft und will so auf den europäischen Markt drängen.
Die Luft wird langsam dünner
Aeroflot ist noch nicht lange als Bieter für die italienische Staatsairline Alitalia ausgeschieden, gibt es deutliche Hinweise auf die mögliche Übernahme der serbischen Nationalairline
JAT. In beiden Fällen handelt es sich um hochverschuldete Unternehmen. Der Anreiz für die russischen Airlines liegt in den Landerechten, die üblicherweise nur nach zähen bilateralen Verhandlungen ausgesprochen werden. Übernahmen sind daher wesentlich effizienter und es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis die erste russische Airline auch auf dem deutschen Markt direkt oder indirekt aktiv wird.
Mögliche Auswirkungen auf die Flugsicherheit wären spekulativ. Prognostizieren lässt sich hingegen ein immer härter werdender Wettbewerb. Nachdem in den letzten zwei Jahren durch die steigenden Treibstoffkosten und die zunehmende Konsolidierung im Billigflieger-Segment die Ticketpreise im Durchschnitt gestiegen sind, können sich die europäischen Kunden wohl mittelfristig auf mehr Wettbewerb und billige Flug-Tickets freuen.
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