104 Airlines im VisierDie von der EU Kommission veröffentlichte schwarze Liste enthält neben rechtlichen Hinweisen momentan 104 Fluggesellschaften, deren Betrieb in den Mitgliedstaaten der EU untersagt ist oder Beschränkungen unterliegt. Die Bemühungen der Kommission, unsichere Airlines zu veröffentlichen, um die EU Bürger zu schützen und die Flugsicherheit in Europa zu erhöhen, verdienen Anerkennung. Viele Experten bemängeln aber, dass die Liste keinerlei Informationen enthält, die darüber Aufschluss geben könnten, aus welchen Gründen eine Airline für unsicher befunden wurde.
Laut eines Vortrags von Prof. Dr. Andreas Knorr von der DHV Speyer, der uns vorliegt, trägt die schwarze Liste nicht zur positiven Entwicklung der Flugsicherheit bei. Eine
Schwarze Liste verfehle allgemein ihren Zweck als objektiver und verlässlicher Maßstab für die Sicherheitsstandards eines Landes oder einer Fluggesellschaft. Des Weiteren bezeichnet er die schwarze Liste der EU als „grob irreführende, bürokratische Übung“ und als „reines Placebo für eine sicherheitsbewusste aber uninformierte Öffentlichkeit.“
Einflugverbot für Onur Air
Hohe Wellen schlug das Einflugverbot gegenüber
Onur Air im Jahr 2005 für mehrere europäische Länder, in dessen Folge medienwirksam die schwarze Liste der EU entstand. Die größte private Fluggesellschaft der Türkei durfte von einem Tag auf den anderen nicht mehr in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Frankreich landen. Viele Touristen aus diesen Ländern, mussten damals kurzfristig auf andere Fluggesellschaften umbuchen. Alternativen waren neben
THY Turkish Airlines, MNG und anderen Fluggesellschaften auch Fly Air, jene Airline, der im Frühjahr 2006 erstmals und am 6. November 2006 zum zweiten Mal von der türkischen Luftfahrtbehörde aufgrund massiver Sicherheitsmängel die Fluglizenz entzogen wurde! Urlauber, die aufgrund der Regelung unfreiwillig von Onur Air auf Fly Air umbuchen mussten, waren folglich einem unnötig hohen Risiko ausgesetzt.
Kein Anspruch auf Vollständigkeit
Da die Liste der EU Kommission einerseits keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, aber andererseits regulierend eingreift und den Flugreisenden ohne Angabe von Gründen vor vollendete Tatsachen stellt, kann sie das Risiko für bestimmte Passagiere zwar verringern, für andere hingegen sogar erhöhen.
Als Folge des Lizenz-Entzugs leitete Fly Air Ende 2006 ein Insolvenzverfahren ein. Da die Airline nun nicht mehr aktiv ist, kann das damals aktuelle
Aerosecure Sicherheitsprofil von Fly Air kostenlos eingesehen werden.
Das Profil spricht eine eindeutige Sprache und lässt einerseits den Lizenzentzug durch die türkischen Behörden einleuchtend erscheinen und zeigt andererseits, wie aussagekräftig und nützlich die Aerosecure Faktenanalyse im Gegensatz zur schwarzen Liste ist. Fly Air war wohlgemerkt zu keinem Zeitpunkt auf einer nationalen oder gemeinschaftlichen europäischen schwarzen Liste vertreten.
Onur Air konnte inzwischen die Zweifel an der Sicherheit ihrer Flugzeuge ausräumen und befindet sich folglich nicht auf der Liste der EU.
Bittere Erkenntnis
Was bleibt ist die bittere Erkenntnis, dass momentan keine staatliche Organisation, trotz aller gut gemeinten Bemühungen weder personell noch informell in der Lage ist, Flugreisende effektiv und umfassend zu beschützen. Die Verantwortung für die eigene Sicherheit wird in der von Preiskämpfen gezeichneten Luftfahrt-Branche an den nichts-ahnenden Kunden weitergegeben, der sich durch die schwarze Liste bestärkt in trügerischer Sicherheit wiegt.
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