21.04.2008
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Gefahr für Flugzeugturbinen |
Wie Wissenschaftler laut dem Nachrichtenmagazin Spiegel festgestellt haben, können Flugzeugtriebwerke in großer Höhe unter besonderen Wetterbedingungen zueisen und versagen. Bislang wurde das für unmöglich gehalten.
Vereisen der Triebwerke möglich?
Bisher war eine der größten Ängste eines Piloten das Vereisen der Tragflächen im Flug. Dadurch könnte die Strömung abreissen und das Flugzeug würde wie ein Stein vom Himmel fallen. Ein Vereisen der Triebwerke selbst galt bislang als unmöglich, da die Lufteinläufe der Triebwerke beheizbar sind und sich somit an dieser Stelle kein Eis ansetzen kann. Nun zeigte eine mehrere Jahre andauernde Untersuchung der US- Flugsicherheitsbehörde NTSB, dass ein Vereisen der Triebwerke im Flug durchaus passieren kann.
Flugzeugtriebwerke: besteht doch auch in großer Höhe die Gefahr des Vereisens?
Ausschlaggebender Zwischenfall
Denkanstoß gab ein Zwischenfall vom 12.7.2004, bei dem eine Maschine des Typs Beechjet 400A in ihrer Reiseflughöhe von gut 11'000 Metern einen Totalausfall erlitt: außer dem Rauschen der Luft konnten die Insassen kein weiteres Fluggeräusch mehr vernehmen, mitten im Flug waren dem Geschäftsflugzeug beide Triebwerke ausgefallen. Erst nach etwa 8 km Segelflug sprangen die Turbinen wieder an und die Piloten konnten die Maschine sicher zur Landung bringen.
Untersuchung der NTSB
Nach diesem Vorfall beschäftigten sich Experten der NTSB jahrelang mit dem Vorfall. Zunächst wurde Kerosin abgezapft und auf Verunreinigungen überprüft, dann wurden die Triebwerke komplett analysiert und alle erdenklichen Parameter überprüft – jedoch alles ohne Ergebnis.
Erst Jahre später konnten die Ermittler die wahre Ursache feststellen: Es hatte sich tatsächlich zwischen den Luftschaufeln und der heißen Brennkammer Eis gebildet!
Ähnliche Vorfälle
Nach der Untersuchung konnte zahlreichen bisher ungeklärten Zwischenfällen die selbe Ursache zugesprochen werden. Insgesamt wurden über 100 Vorfälle recherchiert, bei denen es zum gleichen Versagen gekommen war.
Ursachen
Das Vereisen der Triebwerke kommt bei allen großen Herstellern vor, da es durch bestimmte Wetterumstände hervorgerufen wird. In einer Unwetterzone kann die Turbine feuchte Luft einsaugen, obwohl sie sich in einer Höhe befindet, in der bislang zu trockene Luft für solche Probleme erwartet wurde. Vor allem in Frühjahrs- und Herbstmonaten gibt es die meisten Stürme über den Ozeanen, hier traten auch die meisten Vereisungsfälle auf.
Bekämpfung des Problems
Durch neue Software und angepasstes Design versuchen die Triebwerkhersteller jetzt dem Problem entgegenzuwirken. Zunächst muss das Phänomen allerdings erst richtig erforscht und Versuche in Klimakammern durchgeführt werden. Die US-Luftfahrtaufsichtsbehörde FAA rät solange allen Piloten, auch in großer Höhe, in der bislang kein Eis für möglich gehalten wurde, die Enteisungsanlagen an den Lufteinlässen laufen zu lassen.
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